LINOLSCHNITT

Der Linolschnitt ist mit dem rund 500 Jahre älteren Holzschnitt verwandt. Er ist eine traditionelle grafische Technik, die im Hochdruckverfahren arbeitet. Beim Hochdruck schneidet man die nicht zu druckenden Flächen aus dem Druckstock heraus, sodass nur hervorstehende Linien und Teile der Platte gedruckt werden können. Dafür wird in die Linoleumplatte mit speziellem Werkzeug ein Negativmuster geschnitten, anschließend mit Farbe eingewalzt und auf Papier gedruckt. Dabei bleibt die an den erhabenen Stellen der geschnittenen Linolplatte haftende Farbe auf dem Papier hängen.

Die Vorbereitung 

→ LinoleumplatteLinolbesteckFarb­walze, Lithostein, DruckfarbePapier
→ Geduld, Pflaster

Mein Motiv war der erhobene Zeigefinger, welcher aus der Bleisatzsammlung des Fachbereich Gestaltung stammt. Ursprünglich sollte er als Pfeil, sinnbildlich für die Druckwerkstatt, an der Fassade zusehen sein. Leider stand er mit den anderen Pfeilen in Konkurrenz und hat nicht zum Gesamteindruck gepasst. Verwenden wollte ich ihn dennoch und habe ein Motiv gestaltet, welches ich im Linolschnitt umsetzten konnte. Das Motiv habe ich mir mit einem Bleistift auf die Platte aufgezeichnet. Dabei ist es wichtig spiegelverkehrt zu arbeiten, besonders wenn Schrift im Bild enthalten ist. Ich habe die Schwarzlinientechnik verwendet, bei der die erhaben geschnittenen Linien und Flächen im Druck schwarz erscheinen.

Damit das Linoleum während des Schnitzvorgangs nicht verrutscht, habe ich es mit doppelseitigem Klebeband auf einer Tischplatte fixiert. Beim Schnitzen des Materials ist es wichtig, das Messer vom Körper wegzuführen, um das Risiko sich beim Abrutschen zu schneiden zu verringern. Linoleum als Ausgangsmaterial für die Druckplatte ist sehr geschmeidig, weich und ohne großen Kraftaufwand zu bearbeiten. Mit speziellem Linolbesteck unterschiedlicher Breiten und Formen werden die Flächen ausgehoben. Außer Messern können auch Stichel, Hohleisen, der Geißfuß oder Schaber zum Herausheben des Materials zum Einsatz kommen.

→ Das Herausarbeiten des Negativ­motivs hat 07:28 Stunden gedauert. Dabei waren acht Pflaster nötig.

Der Prozess

Wenn man mit einer Presse drucken will, empfiehlt es sich die fertige Druckplatte auf Holz zu befestigen. Hierbei habe ich DuploFlex verwendet, ein stärkeres doppelseitiges Klebeband. Zunächst habe ich dieses auf der Rückseite der Linolplatte verklebt, danach auf dem Holz. Anschließend spanne ich die fertige Druckform in die Presse ein.

Im nächsten Schritt trage ich mit einem Spachtel etwas wasserbasierte schwarze Farbe auf den Lithostein auf und verteile diese dünn und gleichmäßig mittels einer Walze. Anschließend rolle ich die Farbwalze, in Längs- und Querbahnen, über den Satz. Das mache ich solange, bis sich die Farbschicht auch darauf gleichmäßig verteilt hat. Dabei arbeite ich sparsam, denn bei zu viel Farbe können sich die ausgesparten Bereiche füllen, Feinheiten verschluckt werden oder ein unsauberer Druck die Folge sein. Zum Drucken kann sowohl wasserlösliche als auch nicht wasserlösliche Druckfarbe verwendet werden. Es ist zu erwähnen, dass die druckbaren Linien und Flächen in einem einheitlichen Ton erscheinen. Wenn zu wenig Farbe aufgetragen wird oder verblasst die Druckerschwärze durch mehrfaches Drucken, können die Drucke einer Aquatinta ähneln. Es folgt ein Korrekturabzug, bei dem ich das Motiv der Linoleumplatte überprüfe. Nicht ganz zufrieden mit dem Druckergebnis bessere ich schnell noch einige Stellen direkt an der Presse aus. Es braucht zwei weitere Versuche, bis ich mit dem Druckergebnis vollständig zufrieden bin. Die fertigen Drucke lege ich zum Trocknen in eine Trockenhorte und lasse sie mindestens 24 Stunden unberührt. Nach dem Druckvorgang müssen Linolplatte, Lithostein und Farbwalze gründlich gereinigt werden. Je nach verwendeter Farbe mit Wasser oder einem öligen Lösungsmittel. Anschließend muss die Platte gut trocknen, damit sie nicht verkommt. Um die Platte gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt erneut verwenden zu können, sollte diese dunkel Tüte gelagert werden.

Das Ergebnis

Linolschnitt ©Nicole-Laura Samulnik